30.03.20
IBA’27 und Coronakrise

Die Suche nach der Zukunft der Stadtregion geht weiter

Angesichts der aktuellen Einschränkungen und Sorgen durch die Coronakrise wird der Fortgang des Langzeitprojekts IBA’27 bei vielen sicher nicht die größte Dringlichkeit haben. Auch das IBA’27-Team wünscht sich vor allem Gesundheit und ein gutes Überwinden dieser tiefen Krise und hat entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen.

Wir haben das IBA’27-Büro in den letzten Wochen virtualisiert, nutzen neue Kommunikationstools, lernen uns über Distanz zu organisieren. Das ist anstrengend und funktioniert noch nicht in jedem Falle. Aber wir arrangieren uns, es gibt an mancher Stelle vielleicht auch mehr Konzentration aufs Wesentliche und gleichzeitig lernt man den persönlichen Austausch umso mehr schätzen. Und das »I« in IBA’27, das für Internationalität steht, hat eine ganz neue Bedeutung bekommen: Wir diskutieren mit unseren Kuratoren und Kuratorinnen, die nicht reisen können, intensiver als vorher. Wir tauschen uns mit potenziellen Jurymitgliedern, Architektenkammern und Planungsteams auf der ganzen Welt aus und wir überlegen uns, wie wir digitale Kommunikationstechnik kreativ nutzen können, um selbst einen Großanlass wie unser Plenum im Mai im virtuellen Raum dennoch durchführen zu können.

Wir können und wollen uns im Moment auch noch keine Gedanken über die Folgen für das Zusammenleben, die Arbeitswelt und den Städtebau machen, dafür wissen wir noch zu wenig, wie die Welt nach Corona aussieht und wie lange die Einschränkungen dauern. Bei vielen Projekten sind wir jedoch mit der Frage konfrontiert, ob Verfahren überhaupt noch regulär durchgeführt werden können, ob die Bürgerbeteiligung noch gewährleistet ist, ob wir nicht besser Wettbewerbe verschieben und Prozesse stoppen sollen. Das wäre in unseren Augen ein großer Fehler.

Schon genug ist zum Erliegen gekommen, schon genügend Existenzen sind wirtschaftlich gefährdet, und gerade der kleinteilig organisierten Planungs- und Kreativszene drohen schwere Einbrüche. Wir sind überzeugt, dass wir den Projektteams, die an Wettbewerben arbeiten, einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir Verfahren nicht abschließen oder verschieben, selbst wenn auch sie zurzeit unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Und wir gehen davon aus, dass alle verstehen, wenn Geplantes jetzt auf die aktuell bestehenden Möglichkeiten angepasst werden muss.

Die IBA’27 hat immer von grundsätzlichen Transformationen gesprochen, die unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren bewältigen muss. So, wie wir es derzeit erleben müssen, haben wir es uns natürlich nicht vorgestellt. Aber es gibt keinen Grund, jetzt nicht weiter über die zukünftige Gestalt der Region nachzudenken und neue Wege zur verbesserten Zukunftsfähigkeit und Resilienz unserer Städte und Dörfer zu suchen. Daher freuen wir uns, dass wir auch unter geänderten Vorzeichen noch immer Projektvorschläge bekommen: vorige Woche haben wir die Marke von 100 Einreichungen überschritten.

Auf die schwierige Frage, wie Bürger in die Prozesse einbezogen werden, können wir jetzt neue und vielleicht sogar qualitätsvollere Antworten finden. Der asynchrone Modus, den der virtuelle Austausch oft mit sich bringt, zwingt dazu, Fragen präziser zu stellen und Antworten sorgfältiger abzuwägen. Planungsteams müssen noch mehr lernen, ihre räumlichen Konzepte so zu erläutern, dass auch Nicht-Fachleute sie verstehen und auf sie reagieren können. Und vielleicht gelingt es ja auch, Zielgruppen anzusprechen, die die gängigen Verfahren eher nicht erreicht haben.

Wir sind sehr gespannt auf diese Veränderung der Prozesse. Gerade das Sonderformat IBA erlaubt Experimente und neue Wege. Nutzen wir die Zeit, vielleicht auch die veränderte Perspektive, vernetzen wir uns, und kommunizieren wir achtsam und respektvoll!

Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Ihr

Andreas Hofer mit dem gesamten Team der IBA’27

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