Medieninformation
Drei neue Projekte für die IBA’27
Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) erweitert ihr Portfolio um drei Projekte. Die neuen Projekte in Waiblingen, Remshalden-Geradstetten und Stuttgart-Feuerbach greifen zentrale Zukunftsthemen des Planens und Bauens auf: vom klimagerechten Materialeinsatz über gesellschaftliche Teilhabe bis zum sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden. Die Aufnahme als offizielle IBA’27-Projekte erfolgte auf Empfehlung des international besetzten Kuratoriums durch den Aufsichtsrat der IBA’27 GmbH. Insgesamt gibt es damit aktuell 35 IBA’27-Projekte in allen Landkreisen der Region.
Die neuen Projekte öffnen unterschiedliche Perspektiven auf die Bauwende. So baut die Evangelische Kirchengemeinde in Stuttgart-Feuerbach ihr Gemeindehaus aus den 1970er-Jahren um – nicht durch Abriss, sondern durch behutsames Weiterbauen des Bestandsgebäudes. In Remshalden-Geradstetten entsteht ein modernes Ausbildungszentrum für die Bauwirtschaft, das praxisnahe Ausbildung für Baufachleute ermöglicht. Und die Evangelisch-methodistische Kirche in Waiblingen saniert ihren Kirchensaal nach ökologischen Gesichtspunkten und im Sinne des einfachen Bauens.
Die neuen Projekte markieren auch im Maßstab eine inhaltliche Weiterentwicklung des IBA-Portfolios. In der ersten Projektphase der IBA standen große Quartiersentwicklungen im Mittelpunkt – komplexe Vorhaben mit vielen Themen und langen Planungszeiträumen. Ergänzend dazu rücken nun kleinere Projekte und Einzelgebäude zunehmend in den Fokus, die zentrale Zukunftsfragen des Bauens unmittelbar sichtbar machen.
»Die neuen Projekte zeigen exemplarisch, wie die Bauwende mit Haltung, Mut und lokaler Verwurzelung gelingen kann«, sagt Andreas Hofer, Intendant der IBA’27. »Für 2027 entsteht so ein vielschichtiges Gesamtbild: Die großen Quartiersprojekte der ersten IBA-Phase, von denen einige bis 2027 teilweise oder ganz fertig sein werden, vermitteln komplexe Fragen im Maßstab ganzer Stadtviertel – von neuen Wohnformen über Nutzungsmischung bis zur sozial- und klimagerechten Gestaltung des öffentlichen Raums. Einzelprojekte wie die drei neuen machen technische, gestalterische und materielle Innovationen besonders greifbar und runden das Bild der IBA ab.«
»Verständlichkeit und Zugänglichkeit sind uns besondere Anliegen für die Ausstellung 2027, um die IBA-Themen aus der Fachwelt auch in die Gesellschaft zu bringen«, so Dr. Gabriele König, Geschäftsführerin der IBA’27. »Die neuen IBA-Projekte machen zentrale Bauwende-Themen besonders anschaulich. Genau das braucht es für eine Ausstellung, die zum Mitgestalten und Nachmachen einlädt. Das Ausbildungszentrum in Geradstetten schlägt außerdem eine schöne Brücke zur nächsten Generation von Fachleuten. Denn die Bauwende braucht nicht nur neue Ideen – sie braucht Menschen, die sie umsetzen können.«
Ausbildung für das Bauen von morgen
Das Bildungszentrum Bau in Remshalden-Geradstetten gehört zu den größten überbetrieblichen Ausbildungsstätten der Bauwirtschaft Baden-Württembergs. Es bietet praktische Ausbildung im Verkehrswegebau, Mauerwerks- und Betonbau und der Baugerätetechnik sowie vielfältige Fort- und Weiterbildungen. Der Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V. modernisiert die Anlage nun grundlegend im laufenden Betrieb. Die Gebäude aus den 1970ern weichen Neubauten, die funktional, baulich und energetisch heutigen Anforderungen entsprechen. Der Entwurf von Schenker Salvi Weber (Wien) und KRAFT.RAUM nutzt recycelten Beton, regionale Baustoffe, ein hybrides Energiesystem und flexible Raumstrukturen. Neben Werkhallen entstehen Lehrsäle, Sozialräume und ein Internat mit 200 Betten. Bis 2027 sollen Gästehaus, Kantine und Verwaltung fertig sein, weitere Bauabschnitte können Einblicke in Bauprozesse bieten. Das Zentrum bildet Fachkräfte aus, die neue Bauweisen für die Bauwende umsetzen – auch das war ein wesentlicher Grund für die Aufnahme als IBA-Projekt.
Bestand mit Zukunft: Feuerbachs neues Gemeindehaus
Das neue Gemeindehaus im Herzen von Stuttgart-Feuerbach entsteht durch behutsames Weiterbauen des Bestands. Der erst jüngst prämierte Entwurf von Joos Keller Architekten (Stuttgart) und Curious About (Karlsruhe) zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro von K (Ostfildern) ist das Ergebnis eines offenen Dialogs zwischen Kirchengemeinde, Menschen vor Ort und IBA. Das im Jahr 1971 errichtete Gemeindehaus wird entkernt, das Untergeschoss bleibt erhalten. Teile des vorhandenen Materials fließen in den neuen Entwurf ein. Ergänzt wird der Bestand um einen Neubau in Holz- und Lehmbauweise, der mit dem Altbau eine funktionale Einheit bildet. Eine Hülle aus Profilitglas umschließt das Ensemble, verbindet Alt und Neu und übernimmt klimatische, gestalterische sowie räumliche Funktionen. Der Rückbau eines Verbindungsbaus stellt die denkmalgeschützte Kirche St. Mauritius frei. Das Ensemble öffnet sich zum Stadtraum und wird zu einem offenen Treffpunkt für die Menschen in Feuerbach.
Ökologisch und einfach: Kirchensaal im Wandel
Das Kirchengebäude der Evangelisch-methodistischen Kirche in Waiblingen feiert 2027 sein hundertjähriges Bestehen. Zum Jubiläum saniert die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Atelier Kaiser Shen den Kirchensaal grundlegend und energetisch. Kern des Umbaus ist der Rückbau der abgehängten Decke, der den eindrucksvollen Dachstuhl freilegt und den Raum öffnet. Sichtverbindung und Altarbereich werden neu gestaltet. Der Saal erhält eine flexible Möblierung für liturgische und gemeinschaftliche Nutzungen. Das Konzept setzt auf ökologische Materialien und eine vereinfachte Haustechnik: Holzfaserdämmung, Lehmformsteine für die Fußbodenheizung und natürliche Lüftung durch die geöffnete Holzdecke. Bauteile aus dem Teilrückbau werden möglichst wiederverwendet. Das Projekt zeigt, wie Material sinnvoll rezykliert und mit gesunden Baustoffen kombiniert wird. Es steht für den Wert von Gemeinschaft in einem Kontext, in dem Kirchengebäude immer öfter leer stehen. Hier schafft eine Gemeinde aus eigener Kraft und mit viel Mut einen lebendigen Ort für Begegnung und Zusammenhalt.