08.12.21
Machbarkeitsstudie

Wie aus dem Sindelfinger Krankenhausareal ein lebendiges Stadtquartier werden kann

Oberhalb von Sindelfingen thront mitten im Wald ein Krankenhaus aus den 1960er-Jahren. 2025 wird voraussichtlich das neue Flugfeldklinikum Böblingen/Sindelfingen in Betrieb gehen. Danach stehen 70.000 Quadratmeter Klinikbauten und zwei Wohnheime leer. Die Stadt Sindelfingen stellt sich gemeinsam mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) der Herausforderung, aus dem Krankenhausareal einen neuen Stadtteil in alten Gebäudestrukturen zu gestalten.

Machbarkeitsstudie zeigt Potenziale des Areals auf

Welche Stärken und Möglichkeiten aber auch Hürden das Gelände bietet, haben Steidle Architekten (München), realgrün Landschaftsarchitekten und Fichtner, Water & Transportation mit einer Machbarkeitsstudie untersucht. Die »Insel im Wald« soll künftig nicht zu einer Satellitensiedlung werden, sondern zu einem lebendigen Stadtteil, der gut mit der Sindelfinger Innenstadt verknüpft ist. Die Machbarkeitsstudie bestätigt, dass in den bestehenden Krankenhausgebäuden künftig sowohl gewohnt als auch gearbeitet werden kann. Laut den Ergebnissen könnten hier nach der Fertigstellung bis zu 3.000 Menschen leben. Dafür soll ein Großteil der Gebäude erhalten und an neue Nutzungen und Bedürfnisse angepasst werden. Durch Anbauten, Aufstockungen und Erweiterung können die Bestandsgebäude ihr Potenzial für das neue Stadtviertel entfalten. Der Vorteil: Das Grundstück ist im kommunalen Besitz.

IBA’27 will Bestandsgebäude soweit es geht erhalten, neu nutzen und nachverdichten

Andreas Hofer, Intendant der IBA’27: »Wie wir mit der schon gebauten Stadt umgehen, ist eine Kernfrage im Zeitalter der Klimakrise. In den vorhandenen Häusern ist immens Energie gebunden. Es braucht daher sehr gute Gründe, um etwas abzureißen und von Grund auf neu bauen. Auf dem Krankenhausareal will Sindelfingen mit der IBA’27 neue Wege gehen und die Bestandsgebäude soweit es geht erhalten, neu nutzen und nachverdichten. Die Machbarkeitsstudie zeigt nun erste Ansätze, wie aus dem Krankenhaus ein lebendiges, lebenswertes und produktives Quartier für die ganze Stadtgesellschaft entstehen könnte. Das Projekt hat großes Potenzial für ganz Sindelfingen und könnte international Maßstäbe setzen.«

Mobilität und Waldrandlage stellen Herausforderungen an die Planung

Damit Wohnen, Arbeiten und Freizeit am Waldrand nicht zum Verkehrschaos werden, haben die Autorinnen und Autoren der Machbarkeitsstudie auch verschiedene Mobilitätsszenarien überprüft. Besonders innovativ, aber mit vielen Hürden bei der Umsetzung, wäre der Bau einer Seilbahn aus der Stadt. Realistischer und unbedingt notwendig sei eine gute Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr an die Stadt. Ergänzt werden könnte das Angebot durch eine Quartiersgarage am Rand des neuen Stadtteils, die flexibel und langfristig umnutzbar ist. In jedem Fall soll der Stadtteil selbst autofrei sein.

Als Rodungsinsel im Wald wird das Gelände von Wald umschlossen. Ein Teil der Gebäude wurde vor rund 60 Jahren im Waldsaum, der Übergangszone zwischen Wald und Bebauung, errichtet. Die Machbarkeitsstudie legt nahe, dieses Gebäude zu erhalten. Als Neubau dürfen sie sonst nach heutigem Baurecht nicht mehr so nah am Wald gebaut werden. Außerdem soll der Baumbestand innerhalb des Quartiers größtenteils erhalten bleiben und der Waldsaum ökologisch aufgewertet werden.

Weitere Schritte

Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer sagt: »Wir freuen uns, dass für die Konversion des Krankenhausareals nun eine Machbarkeitsstudie und damit eine Vision für die weitere Entwicklung dieses zukunftsträchtigen Areals vorliegt. Die Studie verdeutlicht nochmals das herausragende Potenzial der Fläche.« Im Anschluss an die Machbarkeitsstudie werden im nächsten Jahr die Menschen aus Sindelfingen bei einer Bürgerbeteiligung in das Projekt eingebunden. Die Ergebnisse dieses Beteiligungsverfahrens werden in den weiteren Prozess und auch in die Aufgabenstellung für den sich anschließenden internationalen Wettbewerb einfließen.

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