07.12.22
Kommentar: Eva Stricker

Konversion und Kreislauf: Bestand als Ressource für die Entwicklung des Krankenhausareals Sindelfingen

Der Beitrag erschien erstmalig in der ARCH+ Ausgabe 248 zur IBA’27.

Oben auf der Steige, nordöstlich der Sindelfinger Altstadt, steht auf aussichtsreicher Lichtung das Städtische Krankenhaus im Wald. Die spätmoderne Grunddisposition der Anlage ist noch deutlich spürbar, als mir Barbara Brakenhoff (Leitung Sindelfinger IBA-Projekte) und Sacha Rudolf (Projektleiter IBA’27) Anfang März 2022 bei strahlend blauem Himmel und pandemiebedingter Zugangsbeschränkung den Schauplatz ihres Projekts für die IBA’27 zeigen: Wie ein mondänes Kurhaus reckt das von Godehard Schwethelm entworfene schlanke, zehngeschossige Bettenhaus seine sorgfältig gegliederte Natursteinfassade der Sonne entgegen, markante Beton-Brise-Soleil spenden den Patientenzimmern Schatten. Im Südwesten schließt ein beschauliches Geviert verputzter Zeilen mit zwei bis vier Geschossen und flachgeneigten Kupferdächern den Perimeter ab, im Norden wird er vom bis zu zehngeschossigen Schwesternwohnheim mit seinen plastisch gegliederten Treppentürmen und Balkonfassaden aus Beton, Mauerwerk und Faserzement aufgespannt. Dahinter ragt nur noch der stillgelegte Wasserturm aus den Baumwipfeln, der einst bis ins Dachgeschoss des Bettenhauses für genügend Wasserdruck sorgen sollte und heute für den Brandschutz genutzt wird. Seit dem Baubeginn im Frühjahr 1959 wurde fleißig um-, aus- und weitergebaut, nach Bedarf und wenig zimperlich: Zwischen Wohnheim, Schwesternschule und Spital nutzen fünf gestapelte, offene Parkdecks aus Beton das steile Terrain als natürliche Rampenanlage. Seit 1984 ergänzt ein massiger Bettentrakt das Haupthaus im rechten Winkel und die einst klar differenzierten Sockelbauten – Behandlungen im Norden, Logistik im Osten, Casino und Restaurants im Süden – sind mit den Bettenhäusern inzwischen zu einem unübersichtlichen Konglomerat verwachsen. Dieses kontinuierliche Wachstum war wohl nicht zuletzt dem Wettstreit mit der Konkurrenz geschuldet: In der medizinisch überversorgten Region rang das Sindelfinger Städtische Krankenhaus noch bis vor kurzem mit dem nahen, zeitgleich entstandenen und ähnlich konzipierten Kreiskrankenhaus in Böblingen durch wechselseitiges Aufrüsten um Patienten. Erst 2006 fiel die Entscheidung, die beiden Häuser mit ähnlichem Leistungsspektrum organisatorisch zum Klinikum Sindelfingen-Böblingen zusammenzuschließen. Beide Standorte bieten seither Grundversorgung, spezialisieren sich aber auf unterschiedliche Fachgebiete. So wurde in Sindelfingen zugunsten des bestens etablierten Böblinger Geburtshilfe- und Perinatalzentrums seither auf eine Entbindungsstation verzichtet – auch emotional kein leichter Schritt, schließlich wurzelt genau hier die örtliche Krankenhausgeschichte: Die in Chicago zu Geld gekommene Sindelfingerin Wilhelmine Schmidt-Moscherosch ermöglichte vor rund 100 Jahren mit einer großzügigen Spende die Gründung eines eigenen Krankenhauses in ihrer schwäbischen Heimat – gebunden an die Einrichtung einer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Doch letztlich reichte auch dieses Opfer nicht. Seit 2020 ist klar, dass beide Kliniken nicht nur organisatorisch, sondern auch räumlich fusionieren müssen. Dass dafür beide bestehenden Standorte aufgegeben werden und mit der »Flugfeldklinik« zwischen den Städten bis 2025 ein neuer Campus entsteht, ist aus betrieblicher Sicht wohl konsequent. Die auf geruhsame Genesung bei Licht-, Luft- und Sonnenkur gemünzte Konzeption der Waldkliniken ist mit der Effizienz des heutigen Ambulanzbetriebs schwer kompatibel. Ein substanzieller Umbau im laufenden Betrieb ist derweil langwierig und komplex. Aus Perspektive des nachhaltigen Bauens wäre dies trotzdem ein tragisches Ende der Geschichte, die die IBA’27 nun zum Glück anders weiterschreibt: Auf dem Krankenhausareal soll ein neues, urbanes Stadtquartier entwickelt werden mit dem Bestand als Rohstofflager und sinnstiftender Basis, ganz im Sinn der IBA-Schlagworte »Energie und Stoffkreisläufe«.

Parkhaus. Bild: Patrick Queisser / Batuhan Gugler
Neben einer neuen Erdgeschosszone schlägt die Machbarkeitsstudie Sportflächen auf dem Dach des vorhandenen Parkhauses vor. Referenz ist das in Kopenhagen realisierte Projekt House + Konditaget Lüders von JAJA Architects. Bild: Ramus Hjortshøj / Coast Studio, JAJA Architects

Bestand als Ressource

Was könnte es in Tat und Wahrheit heißen, diesen Schlagworten auf dem Sindelfinger IBA-Areal nachzugehen? Und warum sollte uns das Thema überhaupt so beschäftigen? Zum einen ist der Bausektor bekanntermaßen nicht nur für enorme Abfallmengen verantwortlich, sondern auch für beträchtlichen Raubbau natürlicher Ressourcen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass sich die Baubranche bisher beim Sparen von Energie und Treibhausgasemissionen fast ausschließlich auf die Optimierung im Betrieb von Bauten konzentriert hat – zugegeben mit beachtlichem Erfolg. Bei einem betrieblich vorbildlichen Neubau kann es heute durchaus sein, dass nur ein Sechstel des Energieverbrauchs im Lebenszyklus auf den Betrieb entfällt, der Rest ist der Erstellungsphase anzukreiden. Im Umkehrschluss heißt das: Woraus und wie wir unsere Häuser bauen, ist für ihre Energie- und Klimabilanz in höchstem Maße relevant. Solange Schlüsselprozesse der Baustoffproduktion von fossilen Energieträgern abhängen, führt der Königsweg zum Sparen von Energie und Treibhausgasemissionen in der Erstellungsphase von Bauten über den Bestand. Es gilt, weniger neu zu bauen und stattdessen bereits vorhandene, obsolet gewordene Bausubstanz entsprechend ihrer tatsächlichen Lebensdauer für neue Nutzungszyklen zu erschließen. In diesem Sinn kann zirkuläres Bauen in unterschiedlich engen Kreisen stattfinden: Vom Erhalt bestehender Bauten vor Ort über die Wiederverwendung ganzer formgerechter Bauteile in neuem Kontext bis zur Verwertung von Bausubstanz zu neuen Baustoffen. So sehr sich diese Strategien in der Praxis unterscheiden, eines ist ihnen gemein: eine neue kulturelle, ökonomische und ökologische Wertschätzung des gebauten Bestandes als Ressource.

Erhalt

Mit Blick auf die Tragik der Sindelfinger Spital-Rochade lässt sich zunächst einmal erleichtert feststellen: Räume werden zwar in aller Regel für spezifische Nutzungen gebaut. Substanz und Nutzung müssen jedoch keineswegs zwangsläufig miteinander untergehen. Erhalt von Bausubstanz ist auch bei tiefgreifenden Transformationsprozessen sinnvoll und möglich, wenn wir nicht wie üblich fragen: Was ist der ideale Raum für ein fix vorgegebenes Programm? Sondern: Was kann in diesen Räumen, die wir ohnehin schon zur Verfügung haben, stattfinden? Nicht nur Räume gilt es nämlich zu entwerfen, sondern simultan dazu auch Nutzungsszenarien. Wie können sich Bestand und Nutzung befruchtend aufeinander zubewegen und gegenseitig formen? In Sindelfingen braucht es dafür an vielen Stellen nicht einmal viel Fantasie – Bettenhäuser, Schwesternwohnheim und Verwaltung scheinen zum Wohnen und Arbeiten schon fast wie geschaffen. Erfindungsreichtum erfordern eher hochspezifische Räume für medizinische Behandlungen, Service und Gastronomie mit ungewohnten Dimensionen und Belichtungssituationen. Oft führen jedoch gerade unkonventionelle Nutzungskonzepte für einst ganz anders programmierte Bauten zu besonders reizvollen Entwürfen. Aus lokaler Eigenart entstanden, haben sie die Kraft, Orte mit Charakter, mit Identität anzureichern. Zwischennutzungen können dabei helfen, ohne viel Risiko auch Ungewöhnliches auszuprobieren und brachliegende Strukturen in der kollektiven Wahrnehmung wieder sichtbar zu machen. Den Bestand zu erhalten und weiter zu nutzen ist dabei nicht notwendigerweise »nur« ökologisch und kulturell interessant, wie das Beispiel in Sindelfingen zeigt: Ein relevanter Teil der Altbauten überschreitet hier den vorgeschriebenen Abstand zum Wald (mindestens 30 Meter) und verdankt seine ganze Daseinsberechtigung heute dem Bestandsschutz – neu dürfte man so gar nicht mehr bauen.

Wiederverwendung

Nicht jedes Haus kann sinnvoll umgenutzt werden. Neben dem Erhalt von Gebäuden und Gebäudeteilen bietet sich im Umgang mit Bestand die Wiederverwendung ganzer, formgerechter Bauteile als interessante Spielart an. Die Untersuchung des Pilotprojekts K.118 in Winterthur von baubüro in situ hat gezeigt, dass auf diesem Weg nur ein Bruchteil [1] der Grauen Energie anfällt, die für neue Bauteile aufgewendet werden müsste – vorausgesetzt die Transportwege stehen in einem sinnvollen Verhältnis zur Energieintensität der Herstellung. Das ökologische und auch das architektonische Potential der Wiederverwendung ist ohne Zweifel groß – rechtlich, logistisch und prozessual stellt sie uns aber aktuell noch vor veritable Herausforderungen. Weder in der Schweiz noch in Schwaben ist der Bauteilmarkt genügend etabliert, um mit Maßstab und Zeitplan professioneller Bauvorhaben Schritt zu halten. Das könnte auch anders sein, wie ein Blick nach Nordwesteuropa zeigt: Dort vernetzt die online-Plattform Opalis schon mehr als 500 spezialisierte Händler und ihr Angebot miteinander. Bis es auch hierzulande soweit ist, bietet ein Mikrokosmos wie das IBA-Areal in Sindelfingen ideale Voraussetzungen als Testlabor: Nicht nur sind „Kilometer-0-Bauteile“ in Sachen Energieverbrauch ohnehin am effektivsten. Sämtliche Bausubstanz am Ort ist auch bereits in gleicher Hand, was manchen rechtlichen Stolperstein beseitigt. Die Planung ist außerdem langfristig genug, um Bauteile zu sichten, zu messen, zu analysieren, zu katalogisieren und auf mögliche Einsatzpotentiale abzuklopfen. Der Bedarf an Zwischenlagern kann außerdem innerhalb der bestehenden Strukturen bei der Etappierung »on site« mitgedacht werden. Nicht zu vergessen sind die ideellen Qualitäten lokaler Bauteile, die sich naturgemäß bestens eignen, um die örtliche Baugeschichte weiterzuerzählen, wenn auch mit neuer Syntax. Die Bedingungen wären also ideal für die Wiederverwendung vor Ort, eine Erneuerung aus sich selbst heraus. Bleiben allerdings bei der Vielzahl bestens umnutzbarer Liegenschaften überhaupt nennenswerte Bauteilbestände übrig? Sollte man, um das Potential der Wiederverwendung ernsthaft zu testen und auszuspielen, nicht zusätzliche Quellen erschließen? Die von der Stadt Sindelfingen künftig angestrebte Dichte von GFZ = 3.0 ist stattlich und dürfte wohl kaum aus dem Rohstofflager des Areals allein zu schöpfen sein. Wie wäre es, auch den Schwesterstandort Böblingen als potentielles Bauteilreservoir miteinzubeziehen? Schließlich ereilt ihn zeitgleich dasselbe Schicksal: Reihenweise qualitativ hochwertige, bestens funktionstüchtige Bausubstanz wird plötzlich frei, der Neubau der Kinderklinik ist zum Beispiel erst zarte 17 Jahre alt. Oder aber würde es lohnen, anderswo in Sindelfingen nach verfügbaren Bauteilen Ausschau zu halten? Der Paradeindustrie der Daimler-Stadt dürfte die Energiewende spürbar zusetzen. Und technologischer Wandel verändert nicht nur Fertigungsprozesse, sondern auch die Anforderungen an die bauliche Struktur ihrer Produktionsstätten, die in Sindelfingen mit dem Daimler-Werk immerhin rund 35-mal so viel Fläche besetzen wie das Krankenhausareal. Da wären doch interessante Bauteilpatenschaften vorstellbar? Zumal sich rational konstruierte Industriebauten oft bestens demontieren lassen. Oft sind es gerade Elemente fremder Typologien, die im neuen Kontext zu Räumen inspirieren, die neu niemand je so hätte denken können.

Verwertung

Und trotzdem wird es ohne neues Material nicht gehen. Aber dennoch sollten wir dem Kreislaufgedanken verpflichtet bleiben. Das heißt: Alles, was nicht nachwächst, nicht dem biotischen Kreislauf entnommen und wieder zugeführt werden kann – sei es Holz, Stroh, Lehm oder auch Pilzkulturen –, sollte möglichst aus Sekundärrohstoffen bestehen, die durch die Verwertung von gebrauchtem Primärmaterial unter Formverlust gewonnen werden – durch Schreddern, Mahlen, Einschmelzen oder ähnliches. Auch hier wird, wie beim Wiederverwenden, gebrauchtes Material für einen neuen Nutzungszyklus gerüstet. Verwertungsprozesse erfordern jedoch oft große Mengen Energie, so dass die daraus entstehenden Produkte zwar natürliche Ressourcen schonen und Abfall vermeiden, aber in ihrer Klimabilanz kaum besser abschneiden als Baustoffe aus Primärmaterial – ein bekanntes Beispiel dafür ist Recyclingbeton. Anders als beim Wiederverwenden verliert auch das Argument des lokalen, vor Ort gewonnenen Materials an Relevanz. Schließlich sind Transporte nötig – vom Rückbauort zur Verwertungsanlage und wieder zum Einbauort. Aus ökologischer Perspektive ist dabei unerheblich, ob beide Wege identisch sind. Bis die Graue Energie dank erneuerbarer Energieträger ihren Schrecken verliert, ist es also ratsam, beim zirkulären Bauen eine Rangfolge einzuhalten: Erhalt vor Wiederverwendung, Wiederverwendung vor Verwertung. Gerade der Schritt vom Wiederverwenden zum Verwerten ist aus energetischer Sicht groß.

Durch die von Müller Sigrist Architekten geplante Umnutzung des Felix-Platter-Spitals in Basel sollen für die Genossenschaft wohnen&mehr 135 neue Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. Die Fertigstellung soll noch in diesem Jahr erfolgen.Bild: Visualisierung von Urban Petranovič, Ljublijana
Blick zum Bettenturm. Bild: IBA’27

Aus alledem lassen sich wichtige Lehren ziehen, wie wir heute bauen sollten, damit künftige Generationen vor kleineren Problemen stehen, wenn sie unser gebautes Erbe dereinst reparieren, umbauen oder in wiederverwendbare oder verwertbare Teile zerlegen möchten. Wichtige Grundprinzipien dafür sind weithin bekannt – klare Systemtrennung, reversible Verbindungen, sortenreine Trennbarkeit der Materialien. Das alleine reicht jedoch nicht: Auch ein im Sinn des sogenannten »Design for Disassembly« vorbildlicher Neubau verursacht heute bei der Erstellung erst einmal enorme Umweltbelastungen, sofern er aus Primärmaterial besteht. Der potentielle Nutzen solcher Konstruktionen entfaltet sich erst, wenn sie rückgebaut werden, in hoffentlich ferner, hoffentlich postfossiler Zukunft, in der sich die Bedeutung der Grauen Energie ohnehin relativiert. Jetzt mit dem Bestand von heute zu arbeiten, entfaltet seine Wirkung dagegen unmittelbar.

Das IBA-Projekt in Sindelfingen hat ohne Frage auf vielen Ebenen großes Potential, stadträumlich, architektonisch und auch als Leuchtturm und Experimentierfeld für das zirkuläre Bauen. Damit das Denken in Kreisläufen richtig greifen kann, muss es möglichst früh in den Prozess implementiert werden. Die ersten Schritte dorthin sind gemacht: Studierende der RWTH Aachen haben verschiedene Szenarien für die Entwicklung des Areals durchgespielt. Steidle Architekten haben im Auftrag der Stadt eine detaillierte Machbarkeitsstudie vorgelegt. Ein studentischer Wettbewerb des VDI zur Entwicklung des zentralen Klinikgebäudes wird weitere Anregungen bringen. Wie soeben umrissen, sind die Themen und Zusammenhänge für die nun folgenden Schritte vielfältig und komplex. Eine der großen Herausforderungen in diesem Unterfangen stellt sich schon jetzt: Die kluge Gestaltung des Planungsprozesses ist von großer Bedeutung. Denn »Planung« bezieht im zirkulären Bauen von Anfang an verschiedene Disziplinen und Maßstabsebenen mit ein. Sie lässt sich nicht vom Städtebau über den Gebäudemaßstab bis ins konstruktive Detail durchdeklinieren. Vieles muss gleichzeitig gedacht werden. Detailliertes konstruktives Wissen über den Bestand ist Voraussetzung für grundlegende städtebauliche Richtungsentscheide. Gleiches gilt für das Studium kreativer Nutzungsszenarien. Auch die Wiederverwendung ortsfremder Bauteile will im Wettbewerb gut vorbereitet sein. Erste Konkurrenzverfahren experimentieren mit vorgegebenen Bauteilkatalogen, eine state-of-the-art-Lösung dafür fehlt jedoch bislang – ein weiteres Feld, auf dem die Stadt Sindelfingen mit der IBA’27 Maßstäbe setzen könnte. Eine Schlüsselrolle spielt in jedem Fall auch die Auswahl und disziplinäre Zusammensetzung der Teams, genauso wie die sorgfältige historische und bautechnisch-konstruktive Aufarbeitung und Dokumentation des Bestands. Denn wertschätzen kann man am besten, was man wirklich kennt.

Blick in ein Geschoss des K.118 in Winterthur von baubüro in situ. Das Projekt wurde eplizit mit dem Ziel umgesetzt ausschließlich bereits vorhandenen Bauteile aus Rückbauten zu verwenden. Selbst die Fenster und Stahlstrukturen sind wiederverwendete Bauelemente. Bild: baubüro in situ ag, Fotograf: Martin Zeller

BHSF Architekten entwickelten das Projekt zur Umnutzung des ehemaligen Lagergebäudes der Chocolat Tobler AG (Baujahr 1962) auf dem Warmbächliweg-Areal in Bern, für dessen Rahmen- und Entwicklungsplan sie in Zusammenarbeit mit Christian Salewski Städtebau ebenfalls verantwortlich waren. Die Entscheidung, nicht abzureißen und umzunutzen, steht für einen städtebaulich-architektonischen Ansatz, der Ressourcen schont und aus dem Vorhandenen eine spezifische Identität schafft.

Ort: Güterstrasse 8 (neu: Holligerhof 8), 3008 Bern
Auftraggeber: WOhnbaugenossenschaft Warmbächli, Bern
Größe: 17.800 Quadratmeter
Architektur: BHSF Architekten GmbH, Zürich mit Christian Salewski (Co-Autor Wettbewerbsprojekt)
Team: Benedikt Boucsein, Axel Humpert, Tim Seidel, Pascal Hendrickx (Projektleiter ab Submission), Elitsa Lacaze (Projektleiterin bis Bauprojekt), Timo Bättig, Christian Deis (Wettbewerb), Beatrice Dornseifer, Lisa Franke, Grigorios Grigoriadis, Stephanie Moraña, Hannes rutenfranz, Matthias Schneider
Städtebau (Areal): BHSF Architekten GmbH, Zürich mit Christian Salewski, Zürich
Städtebauwettbewerb 2019 entschieden. geplante Fertigstellung 2026
Landschaftsarchitektur (Areal): Planung und Gestaltung: ARGE Warmbächli (Balliana Schubert Landschaftsarchitekten, Haerden Landschaft, James Melsom Landschaftsarchitekten); Ausführung: Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten, Bern


[1] Beim genannten Beispiel im einstelligen Prozentbereich, inklusive Aufbereitung, Einbau und Transporte, siehe ZHAW Institut Konstruktives Entwerfen, baubüro in situ, Zirkular, Eva Stricker u. a. (Hg.): Bauteile wiederverwenden – Ein Kompendium zum zirkulären Bauen, Zürich 2021, S. 256–263


Über die Autorin

Eva Stricker (*1980) ist freischaffende Architektin und Autorin in Zürich. Seit 2018 forscht sie am Institut Konstruktives Entwerfen der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften zu Fragen des kreislaufgerechten Bauens und ist Mitherausgeberin des Buchs »Bauteile wiederverwenden – Ein Kompendium zum zirkulären Bauen«, das 2021 beim Verlag Park Books erschienen ist.

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