13.12.22
Medieninformation

Die IBA’27 wird sichtbar

Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) wird sichtbar: Zahlreiche Architekturwettbewerbe zeigen Bilder dessen, was bis zum Ausstellungsjahr 2027 entstehen könnte. Die Projektsammlung formt sich weiter, in manchen Projekten haben erste Bauarbeiten begonnen. Und im Sommer 2023 steht das IBA’27-Festival #1 an, bei dem die IBA ihre Themen, Konzepte und Projekte erstmals in großer Breite vorstellt. Gleichwohl müssen die IBA und ihre Projekte noch einige Hürden überwinden, von wirtschaftlichen Unwägbarkeiten bis zu noch ungeklärten baurechtlichen Fragen.

Rund 35 meist internationale Wettbewerbe hat die IBA in den letzten drei Jahren begleitet, 14 davon allein im letzten Jahr. Die dabei entstandenen Pläne und Skizzen zeigen ein neues Verständnis des Zusammenlebens in den Städten und Dörfern: Große Häuser, viele davon aus Holz, mit unterschiedlichsten, teils auch veränderbaren Grundrissen, die über Jahrzehnte hinweg für die wechselnden Bedürfnisse der Bewohner und Benutzerinnen passen. Großzügige Gemeinschaftsflächen und grüne Außenbereiche, in denen sich Menschen begegnen und die als »Schwammstadt« auf die Klimakrise reagieren. Werkstätten und Fabriken, über denen gewohnt oder Gemüse angebaut wird. Oberirdische Quartiersgaragen, die in einer Zukunft mit weniger privaten Autos ab- oder umgebaut werden können.

»Die IBA sucht nach Antworten auf die Krisen unserer Zeit. Die Entwürfe aus den Wettbewerben weisen die Richtung und zeigen, was wir im Ausstellungsjahr 2027 als gebaute Häuser hoffentlich ausstellen können. Die guten Konzepte sind die ersten sichtbaren Früchte einer engen Zusammenarbeit von mutigen Projektträgern mit dem IBA-Team und klugen Planerinnen und einem Dialog mit den Menschen vor Ort. Wenn wir in diesem Spirit gemeinsam weitermachen, bin ich zuversichtlich, dass wir 2027 eine inspirierende Ausstellung zeigen können.« Dieses Resümee zog der IBA’27-Intendant Andreas Hofer am Dienstag in Stuttgart. Zusammen mit Karin Lang, kaufmännische Geschäftsführerin der IBA’27, Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Verband Region Stuttgart und Vorsitzender des IBA-Aufsichtsrats, sowie dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart Dr. Frank Nopper als stellvertretendem Aufsichtsratsvorsitzenden, stellte Hofer bei einer Pressekonferenz den aktuellen Stand vor.

Neues IBA’27-Projekt und Projekt-Aberkennung

Mit »Zukunft Münster 2050« wurde bei der Pressekonferenz auch ein neues IBA’27-Projekt präsentiert. Die Baugenossenschaft Münster am Neckar eG will im gleichnamigen Stuttgarter Stadtteil nicht erhaltbare Bestandshäuser durch Neubauten ersetzen. Vorgesehen sind rund 220 neue Wohnungen – etwa 60 mehr als heute. Im Juli 2022 ist das Ergebnis des gemeinsam organisierten Werkstattverfahrens vorgestellt worden, den das Büro PPAG architects aus Wien für sich entschieden hat. Der Entwurf sieht fünf neue Häuser in dichter und modularer Holzbauweise vor, mit unterschiedlichen Wohnformen, Gemeinschaftsräumen und weiteren Nutzungen. Das neue Quartier soll sich außerdem zu hundert Prozent mit Energie selbstversorgen.

Das Otto-Quartier in Wendlingen hingegen ist kein IBA’27-Projekt mehr. Das Stadtviertel, das auf einem zehn Hektar großen historischen Industriegelände am Wendlinger Bahnhof entstehen soll, war 2020 als eines der ersten IBA-Projekte aufgenommen worden. Nach dem Verkauf von großen Teilen des Areals an einen neuen Hauptinvestor wurde allerdings allen Beteiligten klar, dass eine enge Einbindung der IBA’27 für beide Seiten nicht mehr gut funktioniert. Daher haben sich die IBA und die Projektträger nun einvernehmlich darauf verständigt, das Vorhaben aus der IBA’27 zu nehmen.

Projekte trotzen Krisen

Damit bleibt es bei derzeit 16 IBA-Projekten, die das IBA-Team intensiv begleitet. Hinzu kommen weitere rund zehn aussichtsreiche Vorhaben im IBA-Netzwerk, die noch zu IBA-Projekten werden könnten. »Im letzten Jahr ist immer klarer geworden, wie ein guter Weg eines IBA-Projekts aussieht«, berichtete Hofer. »Für die Suche nach den jeweils zukunftsfähigsten Lösungen braucht es von Beginn an eine enge Zusammenarbeit zwischen Projektträgern und der IBA, Planungsprozesse, die die Menschen vor Ort ebenso einbeziehen wie die internationale Kompetenz, sowie eine realistische Umsetzungschance zumindest in Teilen bis 2027.«

Fast alle Projekte seien auf einem guten Weg, berichtete Andreas Hofer. Beim Quartier Hangweide in Kernen im Remstal haben die ersten Bauarbeiten begonnen. Mit dem Adaptiven Demonstrator-Hochhaus der Universität Stuttgart ist Ende 2021 das erste Projekt sogar schon fertiggestellt worden. Bei anderen Projekten starten demnächst Wettbewerbe oder es laufen die Planungen für die Umsetzung und zur Schaffung von Baurecht. Auf dem Weg ins Ausstellungsjahr gebe es noch viele Hürden zu nehmen: in den Regularien, wirtschaftlich, politisch, mental. Hinzu kommen die aktuellen Herausforderungen bei den Baupreisen und Finanzierungskosten sowie durch Energie- und Rohstoffmangel. Hofer: »Wie sich das wirtschaftliche Umfeld in den nächsten zwei Jahren entwickelt, kann im Moment niemand vorhersehen. Die Planungen laufen daher weiter. Letztlich machen es die aktuellen Krisen ja sogar noch deutlicher, dass wir grundlegend anders planen und bauen müssen.«

Das IBA-Team hat dazu zusammen mit seinem großen internationalen Netzwerk von Fachleuten aus Planung, Beteiligung, Verwaltung, Forschung, Bau- und Immobilienwirtschaft viel Know-How aufgebaut, das in die Projektplanung und -umsetzung fließt. Um Rohstoffe und Energie zu sparen, untersucht die IBA beispielsweise in einem vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Projekt, wie die bei unvermeidlichen Abrissarbeiten anfallenden Materialien wiederverwendet werden können. Spezialisten von Concular aus Stuttgart sowie von Block Materials und Fibree aus den Niederlanden erfassen und bewerten exemplarisch in drei Bestandsgebäuden alle vorhandenen Materialien. Das Ziel ist es, möglichst viel davon wieder neu zu verbauen – von ganzen Bauelementen bis zu zerkleinertem Beton als Zuschlagstoff für Recyclingbeton – und einen regionalen Marktplatz für die Wiederverwendung von Materialien und Bauteilen einzurichten.

Erstes IBA’27-Festival kommt 2023

»Solche Kooperationen zeigen, dass die IBA von vielen Schulter getragen wird«, berichtete die kaufmännische Geschäftsführerin der IBA’27 GmbH, Karin Lang. »Das gilt auch für das erste Festival, mit dem die IBA im kommenden Jahr erstmals breiter sichtbar wird.« Bei dem Festival vom 23. Juni bis zum 23. Juli ’23 können die Menschen in der ganzen Region Stuttgart die Themen, Projekte und Prozesse der IBA’27 kennenlernen und sich einbringen. Die IBA’27 GmbH und die IBA’27 Friends e.V. werden dazu in der Königstraße 1 direkt am Stuttgarter Hauptbahnhof eine große interaktive Ausstellung auf die Beine stellen. An mehreren Orten in der Region entstehen Projektbühnen und viele Projektträger und weitere Partnerinnen der IBA beteiligen sich mit eigenen Programmpunkten. Eine enge Kooperation gibt es auch mit der direkt vor dem Festival stattfindenden Urban Future-Konferenz, zu der bis zu 2.500 »City Changers« aus aller Welt nach Stuttgart kommen. »Mit dem Festival wollen wir die IBA in die Breite tragen und in der Region sichtbar werden«, sagt Karin Lang. »Dafür brauchen wir jede Unterstützung!«

Mit Blick auf die Zahlen konnte Lang berichten, dass die laufende Arbeit der IBA-Gesellschaft gesichert sei. Das sei vor allem der deutlichen Erhöhung der Mittel durch die drei großen Gesellschafterinnen – Landeshauptstadt Stuttgart, Verband und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart – zu verdanken, wie auch den Hauptförderern aus der Industrie. Für das Festival konnten über den Verein IBA’27 Friends e.V. bereits Mittel der Baden-Württemberg-Stiftung, der Therme-Foundation sowie der Wüstenrot-Stiftung eingeworben werden. Auch das Land Baden-Württemberg unterstützt die Arbeit der IBA, sowohl mit jährlichen Mitteln als auch mit projektbezogenen Förderungen, beispielsweise für das Pilotprojekt zur Kreislaufwirtschaft. Dafür sei man sehr dankbar. »Die erhoffte Aufstockung der jährlichen Mittel ist im Landeshaushalt derzeit allerdings nicht vorgesehen«, bedauert Lang. Ohne diese Mittel sei die Finanzierung der Festivals wie auch perspektivisch des Ausstellungsjahres 2027 noch eine Herausforderung.

Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Aufsichtsrats der IBA’27 GmbH und Vorsitzender des Verband Region Stuttgart sagte: »Die Region ist sehr stolz drauf, was die IBA, was das IBA-Team mit Andreas Hofer und Karin Lang in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat. Überall, wo die IBA mitmischt und wo man sich auf IBA einlässt, ist schon jetzt viel ins Rollen gekommen. Der Wandel in den Verwaltungen, in den Kommunen, bei der Bauwirtschaft, bei den Menschen ist spürbar. Die Themen der IBA treffen genau das, was wir beim Planen und Bauen ändern müssen – und die Projekte liefern praxisnahe und physisch erfahrbare Antworten. Wir sind zuversichtlich, dass dieses riesige Potenzial der IBA für das ganze Land Baden-Württemberg noch besser erkannt und mit entsprechenden Mitteln honoriert wird.«

Dr. Frank Nopper, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart und stellvertretender Vorsitzender des IBA’27-Aufsichtsrats sagte: »Die IBA ist Inspirator, Animator und Inkubator für viele Bauprojekte in Stadt und Region Stuttgart. Sie gibt der Stadtentwicklung in Stuttgart und in unserer ganzen Region einen kraftvollen Schub.«

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