LinkedIn Live Talk
»Feiern wir die Vielfalt unserer Wertstoffe und machen sie zirkulär«
Zirkuläres Bauen gewinnt an strategischer Bedeutung. Beim jüngsten LinkedIn Live Talk diskutierten Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter des Stahlverzinkungsunternehmens ZINQ, und Andreas Hofer, Intendant der IBA 2027, über die Verantwortung der (Bau-)Industrie im Umgang mit Materialien. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie technologische Innovation und lange Nutzungszyklen zusammenwirken. ZINQ unterstützt zudem die IBA’27 als Sponsor. Das Unternehmen übernahm die Verzinkung der IBA’27-Projektmarker.
Baumgürtel betont im Gespräch, dass jeder Werkstoff eigene Qualitäten besitzt und dass ihre Kombination oft die überzeugendste Lösung liefert. Für ihn zählt vor allem die Kreislauffähigkeit. Sein Appell lautet: »Feiern wir die Vielfalt unserer Wertstoffe und machen sie zirkulär.« Dieser Aufgabe hat sich ZINQ verpflichtet. Er erklärt, dass verzinkte Stahlbauteile über Jahrzehnte vor Korrosion geschützt sind. Verzinkter Stahl hat so eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren. Dem gegenüber steht jedoch ein energie- und rohstoffintensiver Prozess. Dieser Zielkonflikt prägt die Strategie von ZINQ.
Baumgürtel und sein Unternehmen setzen zur Lösung auf Effizienz, Forschung und geschlossene Rücknahmekreisläufe. Mit dem Rücknahmesystem ReZINQ wird das getrennte Recyceln von Zink und Stahl in einer sortenreinen Kreislaufführung möglich. ZINQ nimmt altverzinkte Bauteile kostenlos zurück, um den Zinküberzug am Ende der Nutzung vom Stahl zu trennen, bevor Zink und Stahl separat in geschlossenen Kreisläufen wiederverwertet werden.
Besonders sichtbar wird der Anspruch auf Zirkularität auch im patentierten Mikrozinkverfahren, so Baumgürtel. Das Verfahren reduziert die Zinkschicht um bis zu achtzig Prozent und hält die Qualität stabil. Das spart Energie und Rohstoffe. Für seine konsequente Arbeit an zirkulären Prozessen erhielt das Unternehmen 2025 den Deutschen Umweltpreis.
Neben diesen Innovationen ging es im Gespräch auch um die Lebensdauer von Materialien und Gebäuden. Hofer kritisierte, dass viele Bauwerke schon nach wenigen Jahrzehnten abgerissen werden: »Das ist eine grundlegende Herausforderung. Wenn fast neue Gebäude verschwinden, müssen wir zuerst bei der Lebensdauer ansetzen. Die Materialwahl wird dann zur Randbedingung.« Entscheidend ist für Andreas Hofer, dass Gebäude robust gebaut sind, viele Funktionen erfüllen und von den Menschen geliebt und genutzt werden. Längere Nutzungszyklen relativieren die Materialkosten, weil sich ihre Wirkung über einen deutlich größeren Zeitraum verteilt.
Das Fazit des Gesprächs lautet: Langlebige Bauwerke und robuste Materialien sind die Basis einer echten Bauwende. Dafür braucht es verlässliche politische und wirtschaftliche Bedingungen, eine Lebenszyklus-Bewertung der Materialkosten und konsequent geschlossene Kreisläufe.
