Neckarbädle – Stuttgart entdeckt den Fluss neu
Vor einem Jahr war es noch eine Vision, entstanden aus dem Ideenwettbewerb von IBA’27 und Verband Region Stuttgart, jetzt wird es konkret: Das Neckarbädle, ein schwimmendes Badeschiff mit aufbereitetem Neckarwasser, soll in Bad Cannstatt entstehen. Ein öffentlicher Ort zum Schwimmen, Lernen und Begegnen mitten in der Stadt. Getragen wird es von der Idee, den Neckar wieder erfahrbar zu machen.
Die Machbarkeit ist geprüft, die Begeisterung groß. Nun steht die Gründung eines gemeinnützigen Vereins an, der Bau und Betrieb langfristig sichern soll. Beim Infotreffen am 30. Oktober stellte die ARGE Neckarbädle – Schürmann+Witry Architekten und Agency Apéro – Studio für kooperative Flussgestaltung den aktuellen Stand vor. Die Initiator:innen luden dazu ein, sich aktiv an der Vereinsgründung zu beteiligen und das Projekt gemeinsam voranzubringen.
»Stuttgarter haben ein Talent, Schönheiten zu verstecken«, sagte Gastgeber Thomas Herrmann, Sprecher der fünf Kammergruppen der Architektenkammer Baden-Württemberg, augenzwinkernd. Dabei sei der Neckar »der größte zusammenhängende Stadtraum«, den es neu zu entdecken gelte. Auch Gabriele König, Geschäftsführerin der IBA’27, betonte die Attraktivität von Städten am Wasser: »Vom Neckarbädle geht eine große Kraft aus – Stuttgart kann sich ruhig ein Beispiel an Paris nehmen.«
Unterstützung kommt von der Josef Wund Stiftung, die bereits die Planungskosten übernommen hat. Projektleiterin Katrin Sadroschinski hob die soziale Bedeutung hervor: »Menschen zieht es ans Wasser. Das Neckarbädle kann als Lehrschwimmbecken dazu beitragen, die Schwimmfähigkeit von Kindern zu verbessern.«
Das Konzept ist durchdacht, erläuterten Marlene Wittry und Stephan Schürmann. Sie haben das Badeschiff entworfen: Ein vorhandener Anlegesteg wird genutzt, Bohren ist wegen der Mineralquellen ausgeschlossen, deshalb entsteht ein schwimmendes Schiff, das das Neckarwasser technisch so aufbereitet, dass die Wasserqualität gesichert ist. Im Mai 2025 fand bereits ein erster Test mit Schiff und Kneippbecken statt.
Das Neckarbädle versteht sich als Projekt im Prozess, so Hannah Pinell und Yannik Plachtzik von der Agency Apéro: Es braucht finanzielle Unterstützung, aber auch Menschen, die sich engagieren. Der Verein Neckarbädle e. V. soll Anfang 2026 gegründet werden. Gedacht ist das Badeschiff als Ort für die Nachbarschaft – mit einer kleinen Badewiese am Ufer, Platz für rund 100 Personen und vielleicht, so die Vision, im Winter sogar mit Sauna.
Es wäre das erste Badeschiff dieser Art in Baden-Württemberg und ein starkes Symbol für eine Stadt, die sich wieder ihrem Fluss zuwendet, so Hans Peter Künkele, Projektleiter bei der IBA’27. Das Interesse am Projekt war groß, viele Fragen und Anregungen aus dem Publikum zeigten das starke Engagement für die Idee. Oder, wie es eine Teilnehmerin formulierte: »Stuttgart fühlt sich noch so weit weg vom Neckar an. Das Neckarbädle könnte das ändern.«
Wer sich für das Projekt engagieren möchte, findet alle weiteren Informationen hier.


Thea Leisinger / IBA’27-Team
