18.07.23

Ultraeffizienz für »Agriculture meet Manufacturing«

Wie sehen im etablierten IBA27-Quartier in Fellbach weitere Potenziale für die Verknüpfung von Industrienutzung, mit Landwirtschaft und Wohnen aus. Dazu wollten wir als Fraunhofer-Projektteam mit den Bürgern von Fellbach und der Umgebung ins Gespräch kommen, auf dem IBA-Tag Produzieren.

Ultraeffzienz ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Identifikation von Symbiosen

Symbiose, was ist das? Symbiose bezeichnet die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Beteiligten, bei dem alle beteiligten Partner einen Vorteil aus der Zusammenarbeit ziehen. Einfach gesprochen, ist der Abfall des einen Partners eine nutzvolle Eingangsgröße eines anderen Partners. Im Tierreich kennt man diese Art des Zusammenlebens. Diesen Ansatz übertragen wir, Fraunhofer Wissenschaftler, auf die Wirtschaft. Dabei ist das Konzept der Ultraeffizienzfabrik entwickelt worden. In fünf Handlungsfeldern – Energie, Material, Emission, Mensch/Personal und Organisation – werden ganzheitliche Optimierungsmaßnahmen identifiziert, mit denen in allen Handlungsfeldern Verbesserungen bei Erhalt der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit angestrebt werden.

Da eine Fabrik bzw. Unternehmen nur endliche Optimierungspotenziale aufzeigt, ist eine Betrachtung des direkten Umfeldes, d.h. der benachbarten Einheiten sinnvoll. In Rheinfelden konnte erstmal der Mehrwert durch diese Zusammenarbeit aufgezeigt werden. Hier gibt ein Unternehmen Restwärme ab, um damit Prozesse eines Nachbarunternehmen zu bestücken. Eine Ausweitung auf ein ganzes Quartier ist für uns eine willkommene Herausforderung, da passt das IBA’27-Quartier in Fellbach hervorragend.

Framework der Ultraeffizienz im Quartier

Experimentierfeld IBA’27-Projekt Fellbach »Agriculture meets Manufacturing«

Jedes Gebiet ist anders, so muss immer individuell geschaut werden, welche Potenziale existieren. So sind wir auch in Fellbach vorgegangen. Wir haben Kontakt zu verschiedenen Stellen aufgenommen, um uns ein Bild über das Gebiet zu machen. Dazu haben wir auf Daten der Stadt Fellbach zurückgegriffen, Kontakt zu den Unternehmen und Landwirtschaftsbetrieben gesucht und uns mit anderen Institutionen, die innerhalb der Initiative »Agriculture meets Manufacturing« aktiv sind, ausgetauscht.

Uns ist es gelungen, so passende Maßnahmen für Fellbach herauszuarbeiten. Hierbei hatten wir immer im Blick, was ist wirtschaftlich vertretbar und wie trägt das zu den lokalen Gegebenheiten bei. Denn Fellbach wird sich zunehmend mit der Klimaanpassung beschäftigen müssen, was sich durch längere Perioden mit höheren Temperaturen und konzentrierte Regenereignisse zeigt. Dazu kommen die regulatorischen Rahmenbedingungen mit dem Ziel Emissionen zu reduzieren, verstärkt auf regenerative Energien zu setzen und Stoffkreisläufe weitestgehend zu schließen.

Mit den von uns erarbeiteten Maßnahmen wollen wir den Unternehmen in Fellbach sowie der städtischen Verwaltung Potenziale aufzeigen. Die Maßnahmen haben wir (Prof. Patrick Balve, Dr. Markus Kröll, David Koch, Jan-Niklas Gerdes, Joachim Lentes und ich) auf dem IBA-Tag Produzieren am 14.07.23 in Fellbach vorgestellt und mit interessierten Festival-Teilnehmenden diskutiert. Dabei sind nicht alle Maßnahmen gleichermaßen auf Wohlwollen gestoßen. Aber spannend fand ich den Austausch auf jeden Fall. Denn nicht nur die Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern sondern auch den Umstehenden untereinander war inspirierend. Selbstverständlich hoffe ich auch, dass es uns gelungen ist einige Maßnahmen attraktiv für eine Weiterverfolgung gemacht zu haben.

Wie kann es weitergehen? Lassen Sie uns in die Umsetzung der Maßnahmen gehen!

Nach konzeptioneller Arbeit müssen wir auch ins Doing kommen. Dazu bedarf es neben der technischen und wissenschaftlichen Kompetenz auch den Willen der lokalen Partner. Von der Stadt wissen wir, gibt es riesiges Interesse aktiv zu werden. Maßnahmen mit Bezug zur Energie werden zumindest teilweise in der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt. Es fehlen nur noch die Unternehmen und Agrarbetriebe, um Symbiosen zwischen Industrie und Landwirtschaft auszuprägen. Für die Umsetzung sollte eine Auslegung der Maßnahmen, damit eine Adaption auf die lokalen Rahmenbedingungen, erfolgen. Dann können die Geschäftsmodelle konkretisiert und zum gegenseitigen Nutzen gestaltet werden. Dann steht einer Investition und Aufbau von technischen Lösungen nichts mehr im Wege.

Michael Hertwig / Fraunhofer IAO

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