25.07.25
Pilotprojekt Kreislaufschließung

Bauen neu denken: Wie die IBA’27 biobasierte Materialien voranbringt

Wie können wir in Zukunft bauen – angesichts knapper Rohstoffe und wachsender Emissionen? Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) zeigt eine mögliche Antwort: biobasierte Materialien aus der Region, digital erfasst und vernetzt.

In der vierten Phase des Pilotprojekts Kreislaufschließung, gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg und der Holzbau-Offensive des Landes, rückt die IBA’27 eine bislang unterschätzte Ressource ins Zentrum: Baustoffe aus Holz, Lehm, Stroh und Pflanzenfasern – nachwachsend, regional verfügbar, kreislauffähig.

Von der Analyse zur Methode

Der Ausgangspunkt war ernüchternd. In der ersten Phase des Pilotprojekts wurden drei Gebäude in IBA’27-Projekten untersucht. Das Ergebnis: Weniger als zehn Prozent der Bauteile lassen sich bei einem Abriss direkt wiederverwenden. Der Befund war ein klares Signal – und der Startpunkt für den Blick hin zu biobasierten Materialien.

Gemeinsam mit Biobased Creations aus den Niederlanden entwickelte die IBA’27 eine Methodik, um biobasierte Materialien der Region systematisch zu erfassen. Das Team identifizierte 20 Anbieter in Baden-Württemberg, dokumentierte ihre Produkte und macht sie digital sichtbar.

Die Ergebnisse fließen in die Materialdatenbank der IBA’27 ein. Sie umfasst nun neben wiederverwendbaren auch biobasierte Baustoffe aus der Region. Mit umfassenden Materialsteckbriefen, Herstellerkontakten sowie persönlichen Interviews ist sie ein praxisnahes Werkzeug für Planende, Kommunen und die Bauwirtschaft.

Materialien mit Potenzial

Ein Blick in die Datenbank zeigt: Viele Materialien sind bereits marktreif. Etwa TRIQBRIQ, ein massives Holzbausystem aus Tübingen. Die modularen Elemente kommen ohne Leim aus, werden mechanisch verbunden und lassen sich rückstandsfrei demontieren. Das System ist vollständig zirkulär – geeignet für Einfamilienhäuser ebenso wie für Gewerbebauten.

Auch Rapid Growth Materials, ein Forschungsprojekt am FuMaLab der Universität Stuttgart, gehört zu den vielversprechenden Ansätzen. Am Institut für Baukonstruktion und Entwerfen entstehen derzeit myzelbasierte Biokomposite aus landwirtschaftlichen Abfällen und Pilzmyzel. Die leichten, formbaren Materialien sind biologisch abbaubar, besitzen gute Dämm- und Akustikeigenschaften – und zeigen, welches Potenzial in nachwachsenden Rohstoffen steckt, auch wenn sie noch nicht marktreif sind.

Der Circular Construction Hub als Impulsgeber

Mit dem Projekt setzt die IBA’27 einen klaren Impuls: für eine Baukultur, die lokal denkt, zirkulär plant und biobasierte Materialien ernst nimmt. Die Datenbank ist dabei viel mehr als ein Archiv – sie ist ein Werkzeug für die Praxis. Architekt:innen, Planende und Bauherr:innen finden hier wiederverwendbare Bauteile und biobasierte Materialien.

Die Materialdatenbank ist ein wichtiger Teil des Circular Construction Hub der IBA’27. Neben der Materialdatenbank bietet der Hub auch einen Chatbot mit Antworten rund ums zirkuläre Bauen und eine detaillierte Stoffstromanalyse.

Was als Bestandsaufnahme begann – weniger als zehn Prozent wiederverwendbare Bauteile in konventionellen Gebäuden – wird so zu einer konkreten Antwort auf die Herausforderungen der Bauwende. Die IBA’27 zeigt: Eine nachhaltige Baukultur ist möglich, wenn regionale Ressourcen, digitale Vernetzung und zirkuläres Denken zusammenkommen. Der Grundstein ist gelegt – jetzt geht es darum, die Werkzeuge in der Praxis zu nutzen.

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