05.05.21
Wettbewerb entschieden

Postareal Böblingen: Siegerentwurf aus Madrid und Stuttgart

Die Sieger für den offenen internationalen Wettbewerb für das IBA’27-Projekt »Postareal Böblingen« stehen fest: Mit großer Mehrheit hat sich das Preisgericht für einen Entwurf des Büros Gutiérrez – De la Fuente Arquitectos SLP Madrid in Zusammenarbeit mit der UTA Architekten und Stadtplaner GmbH Stuttgart entschieden. Insgesamt 45 Architekturbüros aus Deutschland, Polen, Österreich, Vietnam, den Niederlanden und den USA hatten sich an dem anonymen Realisierungswettbewerb beteiligt. Ausloberin war die Böblinger Baugesellschaft (BBG) in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27). Der 2. Preis ging an hdg Architekten (Bad Kreuznach) zusammen mit Architekturbüro Podehl (Boppard) und bauchplan Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (München), der 3. Preis an superwien architecture urbanism (Wien). Anerkennungen erhielten die Büros Steinhoff / Haehnel Architekten (Stuttgart) und studio2020 Matzat Henkel (Berlin). In die weiteren Planungen könnten neben den ersten Preisträgern auch weitere Büros aus der engeren Wahl einbezogen werden.

Das Postareal liegt direkt am Böblinger Bahnhof und kann als Eingang in die Unterstadt eine zentrale Rolle zur Aufwertung des Stadtzentrums spielen. Der Siegerentwurf sieht an dieser prominenten Stelle insgesamt drei Baukörper vor. Diese sind unterschiedlich dimensioniert, wobei zum Bahnhof hin ein 20-geschossiger Hochpunkt einen wesentlichen Akzent im neuen Quartier setzt. Flankiert durch Bäume und Grün öffnen neue Wegeverbindungen das Areal und machen es durchlässig. Zum Bahnhof hin schlagen die Verfasser einen großzügigen Platz mit einem »Wäldchen« sowie »Wasserspielen« vor. Zudem ist auf jedem der drei Gebäude ein gemeinschaftlicher Dachgarten vorgesehen.

In den unteren Stockwerken sieht der Entwurf unterschiedliche Räume vor für zum Beispiel Gastronomie, Cafés und Läden, einen Mobilitätspunkt, kleine Produktionsbetriebe, Co-Working-Spaces, vielleicht ein Generations- und Bildungszentrum. Darüber finden sich Wohnungen für unterschiedliche Bedürfnisse und Lebenslagen: Von klassischen Mehrzimmerwohnungen über Clusterwohnungen und temporäres Wohnen in Mikroappartements bis hin zu Wohnungen für Kreative, die Leben und Arbeiten zusammenführen. Über alle Gebäude sind kleinteilige Gemeinschaftsräume verteilt wie beispielswiese Arbeitsbereiche oder Bibliotheken, ergänzt um öffentliche Nutzungen.

Die neuen Gebäude sollen den Plänen zufolge weitgehend in Holzbauweise mit Erschließungskernen aus Beton errichten werden. Der Siegerentwurf möchte den Beton des bestehenden Postgebäudes recyceln und andere Komponenten direkt wiederverwenden.

Große Mehrheit der Jury stimmt für Siegerentwurf

»Das Ergebnis präsentiert eine Lösung für das neue Postareal, die einerseits eine qualitätsvolle Dichte, andererseits eine gute Weiterentwicklung des Lebensraums Stadt aufzeigt. Der Entwurf bietet viele flexible Möglichkeiten, auf denen sich sehr gut aufbauen lässt«, so der Vorsitzende des Preisgerichts und Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, Markus Müller. Auch Rainer Ganske, Geschäftsführer der BBG, zeigte sich zufrieden: »Wir haben einen sehr interessanten Wettbewerb erlebt, der viele Herausforderungen für die teilnehmenden Büros mit sich brachte. Der Siegerentwurf reagiert wie gewünscht an vielen Stellen auf die Bedürfnisse der Bürgerschaft und zeigt zahlreiche Ideen zur Begrünung auf. Ein optisch attraktiver Hochpunkt komplettiert das aus unserer Sicht flexible Nutzungskonzept.«

Der Jury gehörten neben Personen der BBG, der Stadt Böblingen, des Gemeinderats und der IBA’27 auch weitere Fachleute sowie die drei Bürgervertreterinnen an. »Die Bürgerschaft darf sich auf einen zukunftsweisenden neuen Stadtbaustein mit einem markanten Hochpunkt freuen, der insgesamt eine starke Aufwertung an dieser Stelle darstellen wird«, so der Böblinger Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz. »Ich freue mich und bedanke mich herzlich, dass die Bürgervertreterinnen mitgewirkt und mit wertvollen Beiträgen souverän die Anliegen der Bürgerschaft in das Preisgericht eingebracht haben. Somit entsteht hier auch ein Projekt aus der Bürgerschaft heraus.«

Das Postareal ist eines von derzeit 14 offiziellen IBA’27-Projekten. »Einmal mehr haben wir einen Wettbewerb mit sehr hoher Qualität erlebt«, so der IBA’27-Intendant Andreas Hofer. »Die Auslobung eines IBA-Projektes und einer aufgeschlossenen Bauträgerschaft ist offensichtlich attraktiv und motiviert neben etablierten Büros auch viele junge Architektinnen und Architekten zum Mitmachen. Die verschiedenen auch internationalen Perspektiven bringen viele gute Impulse in einen solchen Wettbewerb. Die Idee, im Gesamtkonzept des ersten Preisträgers einzelne Gebäude auch von weiteren ausgezeichneten Büros planen zu lassen, könnte das Areal zu einem vielseitigen Stück Böblingen machen. Diese Vielfalt, die wir in diesem Wettbewerb erlebt haben, ist es genau, was wir uns als IBA’27 wünschen und erhoffen.«

Nächste Schritte

In den nächsten Schritten wird der vorliegende Entwurf der ersten Preisträger zu einem Bebauungsvorschlag weiter entwickelt. Dabei streben die Bauherren an, für die Gebäudeplanung mehr als ein Planungsbüro aus der engeren Wahl heranzuziehen. Eine entsprechende Empfehlung hatte das Preisgericht ausgesprochen, um eine möglichst große Vielfalt in der Architektur zu erreichen. Dazu wird es eine Dialogphase geben mit den beauftragten Büros, der Ausloberin sowie einem Beratungsgremium und Vertreterinnen aus der Bürgerschaft. Ziel ist es, das Konzept im Herbst 2021 zu finalisieren. 2023 soll der Bau des neuen Quartiers starten. Damit dieses im Präsentationsjahr der IBA’27 der Öffentlichkeit gezeigt werden kann, muss es bis Ende 2026 fertiggestellt sein.


Informationen zum Wettbewerb

Wettbewerbsart: Internationaler offener einphasiger Realisierungswettbewerb
Eingereichte Arbeiten: 45 Arbeiten
Größe des Areals: ca. 6.200 Quadratmeter
Geplante Nutzung: in den Erdgeschossen sind unterschiedliche Räume für Gastronomie, Cafés, Läden, einen Mobilitätspunkt, kleine Produktionsbetriebe, Coworking, Generations-/Bildungszentrum etc. vorgesehen. Die Wohnungstypologien reichen von klassischen Wohnungen orientiert am sozialen Wohnungsbau, über Clusterwohnungen, temporäres Wohnen (Mikroappartements) bis hin zu Wohnungen für Kreative (Co-Working). Über alle Gebäude sind kleinteilige Gemeinschaftsräume verteilt: Gemeinschaftsküchen, Arbeitsbereiche oder Bibliotheken. In den obersten Geschossen aller Gebäude sind öffentliche Nutzungen vorgesehen.


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