Medieninformation
Vielfältig Wohnen in junger Baugenossenschaft
Meilenstein für ein innovatives selbst organisiertes Wohnbauprojekt in der Region Stuttgart: In Schorndorf ist der von der Baugenossenschaft RemstalLeben eG in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) ausgelobte Realisierungswettbewerb entschieden. Auf einem Grundstück an der Vorstadtstraße entstehen rund 45 von einem starken Gemeinsinn geprägte, flexibel organisierbare Wohneinheiten in ökologischer und kostenreduzierter Bauweise. Das fünfköpfige Begleitgremium entschied sich am Dienstag einstimmig für den Entwurf des Stuttgarter Büros Atelier Kaiser Shen Architekten.
Das Zielbild für ein zukunftsfähiges Zusammenleben in Zeiten von Klimakrise, steigenden Lebenshaltungskosten und sich häufender Vereinsamung hatte die junge Genossenschaft in der Wettbewerbsausschreibung formuliert: Gemeinschaftlich, sozial, inklusiv und selbstbestimmt soll das »Leben in der Vorstadt« künftig sein, die Neubauten ressourcenschonend und nachhaltig in Holzbauweise erstellt. Unterschiedliche Lebenswirklichkeiten sollen hier Platz finden und sicheren Lebensraum für alle Genossenschaftsmitglieder in jeder Lebensphase bieten. Ausufernden Besitzansprüchen und kostenintensivem privaten Flächenverbrauch stellt die RemstalLeben eG das Teilen, die Begegnung und ein solidarisches Miteinander gegenüber. Neben gemeinsam genutzten Freiflächen und geteilten Fahrzeugen wird es im Projekt künftig Gemeinschaftsorte wie eine Kantine, eine offene Werkstatt oder Kleingewerbe geben, die in den beiden denkmalgeschützten Bestandsgebäuden an der Vorstadtstraße Raum finden. Die zum Wettbewerb eingeladenen Architektinnen und Architekten sollten den Bestand mit den Neubauten zu einem harmonischen Ganzen verbinden und so auch ein Sinnbild für das gelungene Zusammenleben von jungen und alten Menschen im Projekt schaffen.
Der siegreiche Entwurf von Atelier Kaiser Shen antwortet mit der Anordnung der vier kompakten Neubauten entlang der Grundstückskanten um eine »grüne Mitte« herum. Die Wohngebäude orientieren sich zum gemeinsamen Zentrum im Süden, behalten das Gemeinschaftsgebäude an der Straße im Blick und bekommen darüber hinaus allesamt viel Tageslicht ab. Die bestehende Streuobstwiese bleibt so weit als möglich erhalten und entwickelt sich zum großzügigen Gemeinschaftsgarten, auf dem Kinder und Erwachsene spielen, feiern, durchatmen können. Rückzugsorte gibt es auf privaten Grünflächen zwischen den Häusern und an den Erdgeschosswohnungen.
Mit der Verbindung der Baukörper durch horizontale Plattformen auf allen Geschossen, so die Einschätzung des Begleitgremiums, gelinge den Architekten eine ebenso prägnante wie kluge Geste. Versetzte Terrassendecks bilden halböffentliche Räume nach oben, seien Aussichts- und Begegnungsfläche, charakteristische Architektur und rationalisierte Gebäudeerschließung in einem. Für Architekt und Preisträger Guobin Shen ist die entscheidende Frage für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner deshalb: »Sollen wir den Tee auf dem Balkon oder auf der Terrasse bei der Scheune trinken? Die Qual der Wahl soll die Qualität des zukünftigen Quartiers ausmachen.«
Lisa Kober und Michael Knödler, Vorstände der RemstalLeben eG, freuen sich über den Gemeinschaftsgeist im Entwurf: »Die Gebäude sind wirtschaftlich realisierbar und sehr gut an die gemeinsamen Grünflächen angebunden. Das war uns ein wichtiges Anliegen. Da unsere Gemeinschaftsräume im Altbau realisiert werden, ist es eine hervorragende Idee über die großzügige Erschließung vielfältige zusätzliche Begegnungsflächen im Neubau zu schaffen. So funktioniert unsere Verbindung von alt und neu. Wir haben jetzt ein tolles Bild vor Augen und große Lust auf die weitere Zusammenarbeit.«
Für Bernd Hornikel, Oberbürgermeister in Schorndorf und Jurymitglied, ist der Entwurf ein gelungener Impuls für die Vorstadt. Mit dem »Quartier der Generationen« auf dem ehemaligen Betriebshof verfolgt die Daimlerstadt ein weiteres IBA-Vorhaben in unmittelbarer Nähe: »Ich freue mich, dass der eindeutig beste Entwurf mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Mit den qualitativ hochwertigen Außenräumen setzt das Projekt ein Ausrufezeichen für die kommende städtebauliche Entwicklung der Schorndorfer Vorstadt.«
IBA’27-Intendant Andreas Hofer hebt die ressourcenschonende, wirtschaftliche Bauweise und die sich abzeichnende »Familienähnlichkeit« der Projekte der Bauausstellung hervor: »Mich freut, dass die Begegnung mit den akuten gesellschaftlichen Herausforderungen und Krisen jetzt nach und nach zu einem gemeinsamen architektonischen Vokabular der Bauausstellung führt. Es ist hier, wie zuletzt bei weiteren Wettbewerben der IBA, eine elegante, reduzierte, leichte und deshalb auch ökonomische Architektur, häufig modular und hoch flexibel, die oft junge Büros selbstbewusst als Lösung für die Zukunft vorschlagen.«
Hans Drexler, Vorsitzender der Jury und IBA’27-Kuratoriumsmitglied, fügt hinzu: »Der Wettbewerb für ›Leben in der Vorstadt‹ hat eine große Bandbreite an interessanten Lösungen aufgezeigt. Ich bin froh, dass wir mit dem platzierten Projekt einen Beitrag gefunden haben, der einer neuen Vorstellung von gemeinschaftlichen Wohnen viele Möglichkeiten eröffnet.«
Das Projekt »Leben in der Vorstadt« ist offen für neue Mitglieder. Familien und alle In teressierten sind eingeladen, mit der Genossenschaft in Kontakt zu treten. Möglichkeit zum persönlichen Gespräch gibt es bis 31.12. jeden Samstag von 10 bis 16 Uhr im Info-Laden in der Konstanzer-Hof-Gasse 14 in Schorndorf. Am Samstag, 19.11.2022 um 11 Uhr findet dort auch die Ausstellungseröffnung mit den Beiträgen des Architekturwettbewerbs statt.
1. Preis: Atelier Kaiser Shen, Stuttgart
2. Preis: von m Architekten, Stuttgart
3. Preis: UTA Architekten und Stadtplaner, Stuttgart