Landschaft als Impulsgeberin: Studentische Ideen für das IBA’27-Projekt »Quartier Backnang West«
Im Sommersemester 2025 haben sich Studierende am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und Transformation der Technischen Universität München am Standort Freising in ihren Abschlussarbeiten einer besonderen Herausforderung gestellt: die Weiterentwicklung des IBA’27-Projekts »Backnang West«. Zwischen Industrieerbe, Fluss und öffentlichem Raum entwickelten sie Konzepte, in denen Wasser nicht nur als Gefahr gesehen, sondern Impulsgeber für ein klimaresilientes Quartier wird. Unter der Leitung von Professor Udo Weilacher, Pierfrancesco Stella und Bernhard Schöner standen dabei Freiraumgestaltung, urbane Resilienz und die Integration historischer Strukturen im Mittelpunkt.
Vom Industrieerbe zur Flusslandschaft
Das Areal entlang der Murr erzählt 150 Jahre Industriegeschichte: von Spinnereien über Gerbereien bis zu Baumaschinenfabriken. Seine Fläche entspricht der der Backnanger Altstadt, sein Charakter ist geprägt von Brüchen zwischen Produktion, Leerstand und Neuanfang. Während die Altstadt den Fluss als Teil ihrer Identität begreift, blieb er im Industriegebiet lange unsichtbar. Genau hier setzt die Arbeit der Studierenden an: Sie verstehen die Murr nicht mehr als Grenze, sondern als Impulsgeberin für Transformation. Basis für ihre Entwürfe war der Rahmenplan der ARGE Teleinternetcafe Treibhaus, die 2021 den internationalen Städtebauwettbewerb für sich entschieden hatten. Die Studierenden reflektierten die Wettbewerbsergebnisse kritisch und entwickelten anschließend eigene Planungen: Wie kann das industrielle Erbe sinnvoll integriert werden? Und wie lässt sich ein neuer Umgang mit dem Fluss, der in der Region oft kaum wahrgenommen wird, sowohl als Erholungspotenzial als auch als kreative Antwort auf die Hochwassergefahr nutzen?
»Die studentischen Arbeiten der Disziplin Landschaftsarchitektur machen deutlich, dass in bestehenden Quartieren die Gestaltung und Funktionsanreicherung von Freiraum und öffentlichem Raum den Unterschied machen.«, sagt Franziska Bettac, Projektleiterin bei der IBA’27. »Blau, Grün und Bunt haben das Potenzial, als essenzielle Infrastruktur die Transformation anzuschieben.« Gemeinsam mit Volker Knödler vom Stadtplanungsamt Backnang war sie als Gastkritikerin zur Abschlusspräsentation der Studierenden nach Freising eingeladen.
Wasser als »blaues Nervensystem«
Ein aussagekräftiges Beispiel liefert die Bachelorarbeit »Hydrate Backnang« von Merlin Pott. Sein Entwurf versteht die Murr als »blaues Nervensystem«, das das Quartier über sichtbare Wasserverbindungen mit dezentralen Wasserknoten vernetzt. So entsteht ein ökologisches Rückgrat, das Regenwassermanagement, Aufenthaltsqualität und Biodiversität miteinander verbindet. Der Fluss wird damit zum aktiven Bestandteil urbaner Resilienz – als Erholungsraum, als Speicher und als gestalterische Struktur. Mehr zur Arbeit »Hydrate Backnang«



Thea Leisinger / IBA’27-Team
